Fronleichnam 2016

On Tour 2016 - Fronleichnam 25. bis 29. Mai

 

Auf dem Gipfel des Monte Legnoncino

WB Fronleichnam 2016 - Comer See

Weilermer Biker am Comer See

Zum diesjährigen Fronleichnamstrip machten sich 9 Teilnehmer in den frühen Morgenstunden am Mittwoch mit 4 Autos auf den Weg. Nach gut fünfeinhalb Stunden Fahrt hatte man in Domaso am Westufer des Comer Sees das Hotel Camping Europa erreicht. Bei schönstem Wetter und fast sommerlichen Temperaturen begab man sich nachmittags mit einem dort ansässigen Guide namens Gio auf die erste Erkundungstour zur Eingewöhnung. Nach kurzem Einrollen am Ufer entlang mussten dann die ersten längeren Höhenmeter bewältigt werden. Nach der langen Anfahrt für manch einen Autofahrer doch mühsamer als gedacht. Die Tour führte durch kleine Dörfer mit schmalsten, ganz verwinkelten kopfsteingepflasterten Gassen immer höher. Mit jedem Tritt mehr wurde die Aussicht auf den See und die umliegenden Berge besser. Die Natur beeindruckte mit satten Farben und bunten Blüten, die Luft roch nach Frühling. Der Weg führte von Domaso nach Peglio über Livo auf der Via die Monti Lariani zur Madonna von Livo 659 m über dem Meer. Nach einer kräftigenden Einkehr mit lokalen Käsesorten, Salami und luftgetrocknetem Schinken ging‘s auf dem selben Weg wieder zurück nach Peglio. Von dort auf immer wieder technisch sehr anspruchsvollen Abschnitten über Gravedóna zurück nach Domaso. Nach 32 km und gut 800 Höhenmetern ließ man den Tag bei einem schönen Abendessen ausklingen.

Am Fronleichnamstag musste die Tour umdisponiert werden, da die nötige Seilbahn zwecks Revision geschlossen war. Das bedeutete den angestrebten höchsten Punkt des Tages von der anderen Seite aus auf einer alten militärischen Versorgungsstraße mit 10%tiger Steigung zu erreichen. Dazu musste erst mal von Menaggio aus eben auf dem Radweg, der auf einer alten Bahnstrecke gebaut wurde, zum Luganer See gerollt werden. Am Ufer entlang ging‘s weiter bis Osteno. Von dort durch das Ostenotal nach Laino und dann schier endlos lang auf Asphalt auf 1252 m Höhe. Die Sonne wurde zusehends intensiver und jeder schattige Abschnitt war sehr willkommen. Immer wieder wurde eine kleine Pause eingelegt und die Gruppe wieder versammelt. Eine kurze Schrecksekunde verschaffte uns Werner mit einem Sturz. Er hatte eine herausragende Felsnase übesehen und ist daran hängen geblieben. Mann und Fels waren danach recht verscherbelt! Aber im Gegensatz zum Fels, konnte Werner nach kurzer fachmännischer Versorgung weiter fahren.

Nach vielen Stunden des Anstiegs erreichte man auf schottrigen Untergrund endlich die Refugio Veneni Corneglio auf 1560 m Höhe. Die Aussicht war atemberaubend schön und alle waren glücklich, die mühsame Anfahrt bewältigt zu haben. Dementsprechend war die Lust auf die Einkehr. Gut gestärkt fuhr man den Grat entlang zum Monte di Tremezzo mit einem noch tolleren Aussichtspunkt. Einmal tief durchatmen und genießen, den dann begab man sich auf die lange sehr anspruchsvolle Abfahrt ins Tal. Steinige Trials in der baumfreien Zone verlangten höchste Konzentration und die anschließende Abfahrt durch den Wald nicht weniger. So mancher kam an seine Grenzen und darüber hinaus. Doch jeder erreichte wohl behalten mit glühenden Bremsen und ziemlich strapazierten Bremsbelägen den Ort Croce oberhalb von Menaggio. Noch ein bisschen Kultur und Sightseeing, dann war man nach 8,5 Stunden, 62 km und gut 1500 hm wieder am Auto. Heimfahren, kurze Rad- und Menschpflege, Abendessen und alsbald ins Bett.

Am Freitag sollte ein leichterer Tag eingelegt werden. Deshalb entschied man sich, die Anfahrt zum Startpunkt, der Kirche San Fedele in Verceia am Lago die Mezzola mit dem Auto zu machen. Von dort ging es sofort stetig bergauf zuerst auf Asphalt, dann auf Schotter mit immer wieder steileren Abschnitten. Nach gut 600 hm am Stück erreichte man die Gleise eines Schmalspurbähnchens. Anders als in den Wanderkarten verzeichnet, ist der „Tracciolino“ kein Weg, sondern eine Bahntrasse, die in den 1930er Jahren beim Bau der Wasserkraftwerke des Val Codera und des Val dei Ratti errichtet wurde. Er verbindet auf einer gleich bleibenden Höhe von etwa 910 m die Schleusen der beiden Täler. Im Inneren des Berges verlaufen Rohrleitungen, durch die das Wasser ins 700 Meter tiefer liegende Elektrizitätswerk von Campo gepumpt wird. Neben der äußerst steilen Standseilbahn des Elektrizitätswerkes, die von Campo zur Bahntrasse hinaufführt, ist auch der Stausee im Val dei Ratti in keiner Karte eingezeichnet. Nach einem gewaltigen Bergsturz im Val Ladrongo vor einigen Jahren, der die kunstvoll angelegte Strecke total zertörte, lässt sich der letzte Abschnitt des „Tracciolino“ zur Wasserfassung im Val Codera leider nicht mehr befahren.

An der Weiche begann der spektakulärste Abschnitt des „Tracciolino“. 700 m über dem Abgrund verlief die nun deutlich schmalere Strecke  durch insgesamt 22 Tunnel und Galerien. Schlucht für Schlucht durchquert die kühn in den Fels hinein gehauene Trasse die einzigartige Berglandschaft hoch über dem Val Chiavenna. Immer wieder boten sich traumhafte Ausblicke nach Süden über den Lago di Mezzola hinweg bis zum Comer See. An vielen ausgesetzten Stellen trennte uns nur ein schmales, etwas marode wirkendes Geländer vom Abgrund – Fahrfehler waren somit nicht erlaubt. Auch in den teilweise nur 1,70 m hohen, nur düster beleuchteten Tunneln war Vorsicht geboten, da auch Ziegen und Schafe diese längst als Unterstand für sich entdeckt haben. Hinter dem längsten Tunnel, in dem aus einem Seitenstollen das donnernde Rauschen einer Kraftwerksturbine zu vernehmen ist,  gelangte man in die beeindruckende Felswildnis des Val da Munt. Oberhalb des Dörfchens Codera am Eingang ins Val Ladrongo war der Spaß zu Ende. Auf einem längeren Abschnitt ist der Weg mit riesigen Felsblöcken übersät oder vollkommen aus der steilen Felswand herausgebrochen und somit unpassierbar. Bevor wir allerdings auf der gleichen Strecke zurückradelten, machten wir einen Abstecher zu Fuß hinab ins ganzjährig von einer Frau bewohnte Dörfchen Codera. Ein Verein in den 80zigern gegründet versucht die bereits in der Bronzezeit entstandene Siedlung zu erhalten. In dem malerischen Ort nahmen wir in der Trattoria eine Stärkung zu uns. Zurück auf demselben Weg die Gleise entlang, was jetzt schon viel besser gelang, besuchten wir noch den abgelegenen Stausee mit seinem bewohnten Bahnhof inmitten des bewaldeten Steilhangs im Val die Ratti.

Beeindruckt machten wir uns auf den Heimweg, ein Teil auf wilden Trails, der Rest auf der einfacheren Zufahrt. Was als erholsame Tour gedacht war, forderte doch eine ganze Menge Kräfte und nach 32 km und 735 hm war man froh, nicht all zu spät heim zu kehren.

Am letzten Tag mussten wir auf unseren bewährten Guide Gio verzichten. So mussten wir mit Ersatz Vorlieb nehmen. Alby, alias Alberto, und sein Helfer, ein sehr spezieller Zahnarzt, verließen sich auf einen tags zuvor organisierten Track. Keine Ahnung über das Ziel, kein Blick auf eine Karte, einfach nur totales Vertrauen in die Technik starteten wir in Colico am besprochenen Treffpunkt. So begann eine Irrfahrt Berg hoch, Berg runter, immer wilder wurde das Gelände, bis wir schließlich dem GPS von Stefan folgend steil bergauf, schiebend mit viel Mühe durch den Wald den ursprünglichen Weg erreichten. Nach mehreren Telefonaten war dann endlich klar, wo es lang ging und so erreichten wir nach unterschiedlichsten Gemütsschwankungen die Refugio Roccoli Lorla auf 1463 m Höhe. Schließlich überzeugte uns Alby, doch noch bis zum Gipfel des 1714 m hohen Monte Legnoncino durch zu halten. Überglücklich erreichten wir alle das Gipfelkreuz und genossen den herrlichen Ausblick auf den Comer See und der beeindruckenden Bergkulisse. Nach ein paar Erinnerungsfotos machte man sich auf den bremsenraubenden Rückweg. Noch eine kurze Einkehr im Refugio, das Wetter drohte zu kippen, ging es dann auf demselben Weg ohne den Zahnarzt – technischer Defekt – zurück nach Sommafiume. Dort übernahm ein neuer Guide die Führung und dirigierte uns auf einen „Leichten Trial“. Was anfänglich ganz danach aussah, entwickelte sich allmählich zu einem äußerst anspruchsvollen Geläuf. Doch alle schafften es wohlbehalten zurück zum Auto nach 43 km und 1771 hm.

4 Tage tolles Wetter, beeindruckende Kulissen, gute Stimmung, anspruchsvolle Wege und so manche Herausforderung gingen zu Ende. Bei trübem Regenwetter traten wir dann wieder am Sonntag den Heimweg an.

  Verfasser: W.S. + B.B.
Mountainbiking im Nord-Schwarzwald 

 

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