Fonleichnam 2020

Weilermer Biker im Harz Fronleichnam 2020 mit Fritz Geers      Bilder

Trotz aller Corona Widrigkeiten starteten 12 Biker aus allen Himmelsrichtungen in den Harz zu mehr oder weniger frühen Morgenstund. Bis auf den Berliner waren alle fast gleichzeitig an der Unterkunft Zum Harzer, einem mit EU-Geldern wiederbelebten geschichtsträchtigen Hotel, angekommen.

Die Freude war riesengroß, war es doch die allererste gemeinsame Ausfahrt zu Coronazeiten im Jahre 2020. Die Zimmer konnten zügig bezogen werden, das erste Bier mit Mundschutz und Abstand wurde auf der Sonnenterasse genossen, hatte man sich nach dieser langen Zeit doch viel zu erzählen.

Alles mutete doch etwas befremdlich an, denn die Coronavorschriften waren allgegenwärtig.

Doch als unser Guide Fritz eintraf, kehrte etwas Normalität ein. Ein ausführlicher Bikecheck wurde durchgeführt und die erste Tour rund um Clausthal-Zellerfeld kurz besprochen. Das Wetter wurde zunehmend besser und wir genossen die ersten Trails in Fritzens Revier. Blühende Wiesen, beeindruckende Aussichten und das UNESCO Weltkulturerbe Oberharzer Wasserregal zogen uns in ihren Bann. Die Bergwerksgeschichte war omnipräsent und prägte Stadt und Land. Fritz war Fremdenführer, Guide und Techniktrainer in einer Person. Das kurzfristig eingelegte Techniktraining sollte uns an den kommenden Tagen zu Gute kommen.

Nach ca. 25 km mit fast 300 hm ging unsere Kennenlernrunde zu Ende. Das Abendessen wurde zu Zweit an einzelnen Tischen in einem für uns reservierten Raum mit entsprechendem Abstand serviert und übertraf bei weitem unsere Erwartungen.

Am nächsten Morgen gab es Frühstück nach Wunschzettel. Mit Verpflegung im Rucksack, nach einem kurzen Bike-Check machten wir uns auf den inzwischen leider vom Regen in der Früh nassen Weg. Die vielen Trails forderten stellenweise all unser Können, wurden jedoch ohne Blessuren mehr oder weniger fahrend bewältigt. Spitzkehrenüben oberhalb von Wildemann wurde auf Wunsch der Truppe durchgeführt. Die Wegle entlang der Kanäle waren danach flowig und machten viel Spaß. Weitere Teiche wurden an ihrer Dammseite entlang befahren und der Wald gab immer wieder schöne Aussichten auf Besiedelung und Umgebung frei.

Am Ende der Tour überraschte uns Fritz mit einem langen äußerst schlammigen Abschnitt, was einen großen Bikewash im Hofe des Hotels zur Folge hatte.  Es waren gute 50 km mit fast 1000 hm an diesem Tag zusammen gekommen.

Am folgenden Tag stand die wetterbedingt vorgezogene Königsetappe an. Es sollten 73 km mit 1105 hm werden. Die Sonne stand strahlend am Himmel und es war ein warmer Sommertag vorher gesagt. Nach schweißreichen Höhenmetern folgten flowige Abfahrten durch teils abenteuerliches Gelände. Malerische Pfade führten uns entlang der Kanäle, wurzelige Trails durch den Wald forderten unser Geschick und die längeren Anstiege brauchten einige Geduld. Der mit Trockenmilch gefüllte Reifen von Norbert verzögerte unsere Mittagseinkehr, war aber auch eine willkommene Atempausepause. Auf dem Weg zur Einkehr schockierte uns der Anblick großer Flächen toten Waldes und machte uns den Klimawandel und den Wasserraub der Großstädte und Landwirtschaft bewusst. In Torfhaus angekommen, schockierten uns die Menschenmassen, so dass wir schnell im Bayerischen Lokal unser Mittagessen einnahmen und nach einem kurzen Brockenblick wieder im stillen Wald weiterfuhren. Bei der Weiterfahrt nach Altenau musste einer unserer Biker stark bremsen, als er die Vorfahrt eines von rechts kommenden Meister Lampes missachtete. Fast hätte es Hasenbraten zum Abend gegeben! 

So mancher Aussichtspunkt lud zum Innehalten ein und wir sammelten im steten Auf und Ab unsere Kilometer. Eine besonders raue Abfahrt in Heimatnähe forderte nochmals einen Boxenstopp und ausgerechnet beim Guide selber. Seine wilde Fahrt mit seinem Hardtail hinterließ eine Delle in der Felge mit sofortigem Luftverlust.  Am Ende waren wir stolz auf unsere Tagesleistung, waren doch die Beine zunehmend müder, und wir genossen in vollen Zügen das vorzügliche Abendessen. Die Nachtruhe ließ nicht lange auf sich warten.

Am 4. Tag starteten wir früher auf unsere Tagestour, Gewitter waren am Nachmittag angesagt. Unser erstes Ziel war die bekannte Okertalsperre Richtung Goslar. Unser Weg führte an einem Teil des Sees dem Ufer entlang bis zur Brücke, wo ein kurzes Fotoschooting stattfand, bevor es in den längsten Anstieg am Stück auf den Berg Schalke ging. Der Schweiß floss in Strömen, war es doch mittlerweile ziemlich schwül geworden. Oben angekommen konnten wir vom Aussichtsturm einen tollen Blick genießen. Die ersten Gewitterwolken mahnten uns zur Weiterfahrt über den Bocksberg zum Hahnenklee, einem großen Downhillbikepark, einstigem Skilift. Dort wimmelte es wieder vor Menschen, bis unter die Zähne geschützte Downhiller mit viel Fedderweg. Wegen des Verlustes eines Mannes mussten wir noch einige Zeit verharren, bis wir wieder vollständig einen Babydownhill – lt. Robert Murmeltrail - hinunterfuhren, um anschließend an dem bezaubernden Mittelbacher Teich unsere Mittagspause zu machen. Das Wetter schien zunächst zu halten. So entschieden wir uns, noch ein paar Trails anzuhängen, was uns dann leider zum Verhängnis wurde. Im strömenden Gewitterregen mussten wir erst auf grobem Schotter und dann auf Asphalt im gut gespülten Windschatten die rasende Heimfahrt antreten. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir das Hotel, bevor das Gewitter über uns hereinbrach. Dennoch kamen 47 km mit 775 Höhenmeter zusammen.

Jetzt wurde erst mal alles trocken gelegt und schon die Koffer für die Abreise vorbereitet. Nach etwas Ausruhen und dann wieder blauem Himmel zog es uns wieder ins Freie und die Gegend um das Hotel wurde etwas genauer ausgekundschaftet. Vor dem Abendessen traf man sich dann noch in der benachbarten urigen Beize Oberharzer Wilddieb auf ein Bier.

Nach dem wieder köstlichen Abendessen hielt unser Guide Fritz wie versprochen einen fesselnden Vortrag über seinen Sport dem Ultracycling. Er berichtete von seinem Werdegang und den Beweggründen, solch einen Extremsport zu betreiben. Atemberaubende Bilder hinterließen bei uns ein großes Staunen und vollen Respekt. Ein ganz besonderer Mensch hatte uns 3,5 Tage durch die Harzer Wälder geführt und uns einen unvergessenen Aufenthalt bereitet.

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